Paul Heyse – Windsbraut

Ein wunderbares Gedicht von Paul Heyse.

Windsbraut

Wie bin ich nun in kühler Nacht
Im Wald herumgestrichen!
Die Bäume noch von Regen schwer
Die wogten tropfend hin und her;
Hätt‘ nicht mein Herz gebrannt so sehr,
Nach Haus wär‘ ich gewichen.

Die lohe Glut kein Regen mag,
Kein Tau zu kühlen taugen.
Der rote Blitz entflammt sie nicht,
Der jäh die schwarzen Eichen bricht;
Das tat der Liebsten Angesicht
Mit den zwei lichten Augen.

Es geht ein Wehen durch den Wald,
Die Windsbraut hör‘ ich singen.
Sie singt von einem Buhlen gut,
Und bis sie dem in Armen ruht,
Muß sie noch weit in bangem Mut
Sich durch die Lande schwingen.

Der Sang der klingt so schauerlich,
Der klingt so wild, so trübe.
Das heiße Sehnen ist erwacht;
Nun, Schatz, zu tausend gute Nacht!
Es kommt der Tag, eh du’s gedacht,
Der eint getreue Liebe.

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